Urteile über

Ernst Moritz Arndt

"Vor allem die Überlegungen Arndts enthalten die Grundzüge des späteren anthropo-biologischen Menschenbildes der Nationalsozialisten und ihrer darauf fußenden Rassentheorie."

"Arndt ließ sich bei diesen Ausbrüchen seines Volkshasses, die weit über das Maß der durch die napoleonische Bedrückung gerechtfertigten und verständlichen Verbitterung und Empörung hinausgingen [...], nur von dem Recht seines Gemütes, von seinem Instinkt und seinem Blut leiten. Sein Nationalstolz war, genau betrachtet, gleichzeitig Rassenhochmut; sein Volkshaß, geboren aus zügelloser Triebhaftigkeit, war gleichzeitig grausamer Rassenhaß."
(E. Weymar: "Das Selbstverständnis der Deutschen", Stuttgart 1961)

"Wäre es besser gewesen, auch Ernst Moritz Arndt in jenem Jahr in Frieden ruhen zu lassen, statt ihn für das Remscheider Gymnasium heranzuholen?"

"Wie kein anderer hatte er zur Verwechslung von Religion und Nation beigetragen. Da stand also Ernst Moritz Arndt als Wegweiser am Anfang eines Irrweges."

"Mit Haßerziehung hat Arndt in Deutschland Schule gemacht."

"Er war kein Demokrat in dem Sinne, daß er das Volk als Souverän aller Staatsgewalt wollte."

"Kann Ernst Moritz Arndt ein Vorbild sein? Ich kann mich mit Arndt nicht identifizieren."
(Prof. Dr. Manfred Wichelhaus im Festvortrag am 16. Juni 1979 am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium, Remscheid)

"Arndt setzte nämlich die menschlichen Rassen mit den Völkern gleich und unterschied so zwischen einer deutschen, französischen, italienischen oder russischen Rasse; er verkündigte unmißverständlich, daß diese sich auf die gleiche Art und Weise wie die verschiedenen Kaninchen- oder Pferderassen fortpflanzten."
(Leon Poliakov: "Geschichte des Antisemitismus", VI. Emanzipation und Rassenwahn)

"In Ernst Moritz Arndt, dem begeisterten Freiheitshelden und Vorkämpfer für das Dritte Reich, hat die heutige Jugend ein hinreißendes Beispiel von vaterländischer Begeisterung gefunden."
(Studiendirektor Walter anlässlich der Namensgebung des Remscheider Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums, zitiert nach Remscheider General-Anzeiger vom 29. September 1937)

"Aus dieser Zielsetzung erwuchs die sogenannte 'politische Romantik' (E. M. Arndt u.a.), die wesentlichen Anteil an der Schaffung eines deutschen Nationalbewußtseins hatte und mit ihrem mythischen Volkstumsbegriff und ihrer organischen Gemeinschaftsidee zur Grundlage für reaktionäre Strömungen bis ins 20. Jahrhundert wurde."
(Schüler-Duden "Die Literatur", Dudenverlag, Mannheim 1989)

"In dieser aufbrandenden nationalen Bewegung gab es schließlich auch Kräfte, die aus dem breiteren Volk kamen und gerade deshalb wohl stärker wirkten als die Jünger des Idealismus und der Romantik. Einen erdnahen, aktiven Patriotismus repräsentierte der Rügener Bauernsohn Ernst Moritz Arndt, der in einzigartiger Weise geistige Aufgeschlossenheit mit dem sicheren Gefühl für das verband, was dem Volk not tat und es beeindruckte. 1805/06 sind die ersten Teile seines 'Geist der Zeit' erschienen, in dem er in allgemein verständlicher Sprache die Liebe zum Vaterland, die Sicherung des Volkstums und die Gemeinschaft des zum Selbstbewußtsein erwachsenen Deutschland forderte. Wenn sein Glaube an die Deutschen als den auserwählten Mittelpunkt des Weltteils und der neueren Geschichte an Fichtes Thesen vom Urvolk anklang, so glich er dem Philosophen auch in dem unerschütterlichen Zukunftsoptimismus und in der Willenskraft, mit denen er seine nationalen Überzeugungen allen Rückschlägen zum Trotz zur Geltung zu bringen suchte; aber anders als jender empfand er unmittelbar mit dem Volk, das er mit seinen Schriften und Liedern auf die Stunde der Erhebung vorzubereiten wußte."
"Aber durch die Plötzlichkeit des Durchbruchs des Nationalgefühls, durch die Tatsache, daß die politisch unzureichend gebildeten und erfahrenen Deutschen sich jäh vor die Alternative einer Selbstaufgabe oder eines erbitterten Kampfes gestellt sahen, lag die Gefahr eines Überschwangs, eines über die Befreiung hinaus nach Vernichtung des Feindes und eigener Machtausdehnung verlangenden Nationalismus vor. Es lassen sich in der Tat bedenkliche Zeugnisse von Selbstüberschätzung in Fichtes und Arndts Glauben an die Überlegenheit der Deutschen über alle anderen Völker erkennen, und in der 'Hermannsschlacht' Kleists wie auch in manchen patriotischen Flugschriften und Dichtungen der Zeit der Befreiungskriege begegnet man Tönen haßerfüllter Leidenschaft."
(Handbuch der deutschen Geschichte, Bd. 14, Gebhardt, Max Braubach: "Von der franz. Revolution bis zum Wiener Kongreß")

"Übertroffen wurden selbst Görres und Jahn durch die geradezu pathologische Besessenheit, mit der Arndt 'alle Deutschen' Jahr für Jahr in immer neuen Schriften, Gedichten und Pamphleten dazu aufrief, 'das Franzosenungeziefer', schlechthin 'jeden Franzosen... als Scheusal zu vertilgen'."
"Arndt war in jenen Jahren ein weit wirkender Schriftsteller, dessen Frankophobie zahlreiche Menschen erreichte, als er ein gemeindeutsches Bewußtsein mitschaffen half. Seine Spielart des Nationalismus stellte nicht [...] primär einen geistigen Auftrag oder [...] ein politisches Programm dar, sondern sie beruhte in erster Linie auf überströmendem Gefühl, quasireligiöser Hingabe an eine Gemeinschaft der Gleichgläubigen, Eintauchen des Individuums in den Elan, die Ekstase, auch die Sicherheit gewährende Flug einer Massenbewegung. Eben diese Komponenten, dieser Appell an Emotionen und Unterbewußtsein machten ihn vielleicht volkstümlicher und attraktiver, als es der anspruchsvolle Gedankenaustausch zwischen vereinzelten Intellektuellen zunächst sein konnte. Nicht übersehen darf freilich, daß die antifranzösische Einstellung im Spektrum der öffentlichen Meinung keineswegs allein dastand, sondern daß es auch stets maßvolle, frankreichfreundliche Stimmen der Anerkennung für die Leistungen der Revolution und Napoleons gab."
"Arndt hatte ihn [Napoleon] 1799 in seiner Ode 'Der Mächtige' noch hymnisch gefeiert. [...] Für Arndt war er damals aber schon der 'Erzfeind'"
"Arndt, der sich in manchen Punkten mit Jahn berührte, erhoffte sich einen Staat mit der aktiven Teilnahme aller Staatsbürger. In den Repräsentativorganen müßten auch Bauern und Bürger vertreten sein, so daß die Regierung nicht nur durch die öffentliche Meinung, der die Pressefreiheit gewährt werden müsse, kontrolliert werde, sondern auch durch die Wachsamkeit eines demokratisch verfaßten Gemeinwesens."
H.-U. Wehler, Deutsche Gesellschaftsgeschichte, 1. Bd., C.H. Beck Verlag, München

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